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Aus dem Exil Türkischer Oppositionssender berichtet aus Dellbrück über Abstimmung – Stichting Arti Media

Aus dem Exil Türkischer Oppositionssender berichtet aus Dellbrück über Abstimmung

„Wir werden am Sonntag natürlich weiter über die Themen des Referendums berichten, über die man in der Türkei aktuell so gut wie nichts erfährt!“ Celal Baslangiç wirkt betont ruhig, während er das sagt. Obwohl er in diesen Tagen vor der Entscheidung über die Neufassung des präsidialen Systems in der Türkei mehr als angespannt ist, wie er zugibt.

„Es geht um sehr viel am Sonntag. Die Türkei bewegt sich hin zu einer autoritären ,Erdogankratie’, in der Widerspruch und Kritik nicht mehr geduldet werden.“ Er und sein Team wollen der Opposition eine Stimme geben und mit dieser gemeinsam „hoffentlich das ,Nein’ zu der von Erdogan angestrebten Verfassungsänderung erreichen“. Das sei das Ziel, so der langjährige Journalist weiter.

Celal Baslangiç ist Chef-Redakteur des Mitte Februar in Köln-Dellbrück gestarteten oppositionellen Fernsehsenders Arti TV (zu deutsch: Plus TV) und der Onlineplattform Arti Gerçek (übersetzt: „mehr als wahr“). Gemeinsam mit befreundeten Journalisten wie seinem Stellvertreter Fehim Isik ist er im Dezember letzten Jahres aus der Türkei nach Deutschland gezogen, weil „kritische journalistische Arbeit in der Türkei nicht mehr möglich war“. Er hofft jedoch, eines Tages wieder zurückzukehren, um seinen Beitrag dazu zu leisten, die Türkei wieder zu einer offeneren Gesellschaft zu machen. Baslangiç ist in der Türkei ein angesehener Journalist und hat in namhaften regierungskritischen Zeitungen wie Cumhuriyet, Evrensel sowie beim Sender IMC TV in leitender Position gearbeitet. Cumhuriyet und IMC TV haben mittlerweile in der Türkei aufgrund von staatlicher Verfolgung keine Arbeitserlaubnis mehr. Viele Journalisten, Kollegen und Freunde von Celal Baslangiç sind festgenommen worden und befinden sich zum Teil in Haft. Ihnen wird vorgeworfen, die Kurdische Arbeiterpartei PKK und damit eine Terrororganisation durch ihre journalistische Arbeit unterstützt zu haben.

Nach Niederschlagung des Putschversuchs im Juli vergangenen Jahres hatte die türkische Regierung den Ausnahmezustand verhängt und seitdem zahlreiche Verhaftungen durchführen lassen. Nach Angaben von „Reportern ohne Grenzen“ sitzen derzeit über 150 Journalisten in türkischen Gefängnissen, rund 150 Medien wurden geschlossen und mehr als 700 Presseausweise annulliert. In der Rangliste der Pressefreiheit steht die Türkei auf Platz 151 von 180 aufgeführten Ländern. „In der Türkei wird durch diese politisch motivierten Verhaftungen systematisch die Meinungsfreiheit eingeschränkt. Das ist der Grund, warum ich und meine Freunde uns entschieden haben, nach Deutschland zu gehen. Hier können wir frei arbeiten und auf diesem Weg den Menschen in der Türkei Meinungsvielfalt und regierungskritische Berichte anbieten“, kommentiert Baslangiç das.

Aktuell arbeiten rund 40 Mitarbeiter für den Oppositionssender, fünf davon in der Türkei. Die Senderausrüstung hat Arti TV von dem alevitischen Sender TV 10 übernommen, der in der Türkei im letzten Jahr verboten wurde. Finanziert wird Arti TV von einer Stiftung namens Arti Media mit Sitz in den Niederlanden, die wiederum von Unternehmen aus der Türkei unterstützt wird. Langfristig soll dieses Budget jedoch durch Werbeeinnahmen aufgestockt werden, so Baslangiç.

Warum Köln? „Die Stadt eignet sich als Sender-Standort, weil Köln sehr zentral liegt, eine gute Flug- und Zuganbindung hat und weil hier auch viele türkisch-stämmige Menschen leben, die helfen können, zu übersetzen oder eine Unterkunft zu finden, wenn in Köln gerade mal wieder eine Messe stattfindet und Hotelzimmer rar sind“, begründet Baslangiç die Entscheidung, in die Domstadt zu gehen. Von der Stadt selbst hat er jedoch noch nicht viel gesehen, wie er sagt: „Im Grunde bin ich jeden Tag nur eine Stunde in Deutschland – nämlich wenn ich mit der Bahn von meiner Wohnung am Heumarkt in die Redaktion fahre und am Abend spät wieder nach Hause komme. Ansonsten beschäftige ich mich für den Rest des Tages ausschließlich mit der Türkei und dem 16. April, dem Tag des Referendums.“

Türkischer Oppositionssender berichtet aus Dellbrück über Abstimmung

So kann man Arti TV empfangen

Wer Arti TV sehen möchte, kann dies über den Online-Livestream tun oder per Fernsehen über die auf der Internetseite angegebene Sender-Frequenz. Zudem gibt es einen Online-Nachrichtendienst. Beide Medien-Angebote berichten in türkischer Sprache.

artitv.tv
www.artigercek.com

 

Dierk Himstedt
Foto: Rosenbaum

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